Die Schöpfung

( 1. Mose 1 bis 3 )

Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde, das Licht des Tages und die Finsternis der Nacht, die Meere und das Land und auch Pflanzen und Tiere. Dann schaute er sich um und sah, daß es gut war. Aber etwas fehlte ihm noch. Er wollte etwas schaffen, das ihm ähnlich war. Lange überlegte er, wie dieses Wesen wohl aussehen müßte. Gott nahm einen Klumpen Erde und fing an zu kneten. Er sang bei der Arbeit, so gut gefiel ihm das, was er machte. Bald war der erste Mensch fertig. Der hatte einen Kopf zum Denken, Hände zum Anpacken, Füße zum Laufen, zwei Augen und ein Herz, um die Schönheit der Welt zu sehen und zu genießen. Gott nannte ihn Adam.

Adam staunte über die Schönheit der Welt. Was gab es alles an großen und kleinen Wunderdingen! Doch irgendwann bemerkte er, daß jedes Tier einen Gefährten hatte, er aber ganz allein war. Seufzend setzte er sich unter einen großen Baum. "Du bist traurig, Adam", sagte Gott. "Ja, es ist nicht gut, wenn der Mensch allein ist."

Gott ließ Adam in einen tiefen Schlaf fallen. (Gott war wohl schon selber etwas müde am Ende seiner Schöpfung, denn diese Nachbesserung wäre ja nicht nötig gewesen, wenn er Eva* zuerst erschaffen hätte. Denn schon Göttervater Zeus wußte sich bei den alten Griechen gut zu helfen.) Und als er aufwachte, war er nicht mehr allein. Er hatte jetzt eine Gefährtin und die hieß Eva*. Die beiden waren sich sehr ähnlich. Und dennoch waren sie verschieden. Aber sie fühlten, daß sie aus einem Stück gemacht waren, daß sie zusammengehörten. Nie gab es Streit zwischen ihnen. Glücklich verbrachten Adam und Eva* ihre Tage im Garten des Paradieses. Dieser blühende Garten war ihnen von Gott anvertraut worden, daß sie ihn pflegten und bewahrten. (Siehe weiter unten, die einmalige "Mietsache" von Klaus Staeck präsentiert, man muß sich schon sehr sehr weit in der Welt umschauen, um etwas Vergleichbares zu finden.) Hier brauchten sie sich um nichts zu sorgen: Es gab immer genug zu essen und zu trinken. Pflanzen, Tiere und Menschen lebten in Frieden miteinander.

In der Mitte des Gartens standen zwei ganz besondere Bäume: Der Baum des Lebens und der Baum der Erkenntnis des Guten und des Bösen. Eines Tages sagte Gott zu Adam und Eva*: "Seht ihr diesen Baum in der Mitte des Gartens? Das ist der Baum der Erkenntnis des Guten und des Bösen. Bitte eßt nicht davon, denn sonst müßt ihr sterben." Adam und Eva* waren sich einig, daß sie Gottes Gebot beachten wollten. Aber die Früchte des besagten Baumes erschienen ihnen von Tag zu Tag verlockender.

  Eine Schlange beobachtete, wie sie auf die verbotenen Früchte schauten und meinte: "Hat Gott euch verboten, davon zu essen? Ich weiß schon, warum. Wenn ihr von diesen Früchten eßt, werdet ihr klug und weise wie er. Versucht sie, dann werdet ihr sehen, daß ich Recht habe."

Eva* griff als Erste zu und biß herzhaft in die Frucht hinein und Adam tat es ihr nach (Ausnahmen bestätigen die Regel). Mit einem Mal sahen sie die ganze Welt in einem anderen Licht. Sie bemerkten, daß sie nackt waren, und schämten sich voreinander (hauptsächlich tagsüber). Vorher wäre ihnen das nie in den Sinn gekommen. Sie wurden stolz, denn sie merkten, daß sie den Tieren überlegen waren (menschlich gesehen). Ja, und jeder von ihnen wollte jetzt seine eigene Meinung durchsetzen (bei Zweien ja noch überschaubar).

Plötzlich hörten sie von weit her Gottes Stimme. Das flößte ihnen jetzt Angst ein statt Freude. Sie versteckten sich. "Adam, Eva, wo seid ihr?" rief Gott. "Warum versteckt ihr euch vor mir?" Adam erwiderte: "Weil wir nackt sind." "Bisher hat euch das nichts ausgemacht. Habt ihr etwa vom Baum der Erkenntnis gegessen?" Da wurde Eva* vor Scham ganz rot im Gesicht. "Schade", sagte Gott traurig, "Ich habī euch so lieb."

Ein kleiner Ausschnitt aus dem "Paradiesgarten" des großen Malers Monet in Giverny bei Paris

Jetzt durften Adam und Eva* nicht mehr in dem schönen Paradiesgarten bleiben. Sie sollten nicht auch noch vom Baum des Lebens essen. Gott führte sie aus dem Paradies heraus und von nun an bewachte ein Engel mit einem flammenden Schwert den Eingang (also Sachen gibt es).

Gott sorgte aber weiterhin für Adam und Eva*. Er schenkte ihnen etwas zum Anziehen, damit sie sich nicht länger voreinander schämen mußten. Und er versprach ihnen, immer in ihrer Nähe zu sein. Adam und Eva* zogen so in die Welt hinaus. (Einige ökonomische Phantasten meinen ja dann und wann; auf dem Mond oder dem Mars ein Ersatzparadies erschaffen zu können, was sich in den virtuellen Science-Fiction-Welten ja auch gut vermarkten läßt. Doch ist dieses Bemühen in Realität, wie man weiß, bereits zweimal im irdischen Superland USA gescheitert und es wäre doch weitaus gescheiter und billiger, dem großartigen Plakatkünstler Klaus Staeck einfach zu folgen.) Sie mußten nun selber mühseelig ihr Brot verdienen, das Feld bestellen und Tiere jagen, damit sie genug zu essen hatten. Sie bekamen Kinder und auch diese bekamen Kinder. Und so gab es immer mehr Menschen auf dieser schönen Welt. Die sich dann teilten (oder eingeteilt wurden) in Buddhisten, Christen, Hindu usw. die sich wiederum einteilten in Chinesen und Japaner, Amerikaner und Kubaner, Inder und Afrikaner, Polen und Deutsche usw. (und nun noch Ausländer, Ossis und Wessis). Alles wegen der christlichen "Verbrüderung", (auf dem Balkan, in Plästina, Nordirland usw.), oder als tolle Medienvermarktung? (Ja, ja, ich weiß, man kann ausschalten.) Globalmahnung von Klaus Staeck

Frei nach dem Alten Testament gekürzt von Peter Kahllund, Rosendahl 2001

Anmerkung*) Frau Eva kam nicht zu Wort ! ?

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PS. schauen Sie auch mal, was Meister Klaus Staeck uns mit seinem Klaartext zu verdeutlichen weiß,

unter http://www.staeck.de/