Lieber "Schimmelreiter" !

Seit der "Naturmahnung" von 1962 wird der Küstenschutz generell mit Nachdruck geplant, und es ist ja auch bereits Vieles und Großes geleistet worden. Doch bei den Deichplanungen der Nordstrander Bucht wird, wie mir als nicht ganz weltfremder scheint, mit viel Unvernunft über die Köpfe der Laien, Situationsfremden und Voreingenommenen taktiert. Zum Schutze der Menschen hinter den veralteten Deichen der großen Hattstedter Marsch müßte schon längst ein neu profilierter Deich stehen !

Und damit die problematische Arlauentwässerung und die unwirtschaftlichen Schöpfwerkskosten entfallen können, wäre ein "kleiner" Speicherkoog a la Hauke- Haien- Koog wohl ökonomisch vernünftig, der mit einer Deichverkürzung vom nördlichen Pohnshalligkoog auf Nordstrand zum südlichen Cecilienkoog mit ca. 5 km wohl ausreichend und günstig bemessen wäre und als Erinnerung zur Nähe der Örtlichkeit der so bekannten Stormschen Novelle den Namen "Schimmelreiterkoog" gut tragen könnte. Seedeich nördlich Holmersiel

Auch wäre eine schnellere kleinere Lösung ein guter wirtschaftlicher Flautenpuffer, der besonders den einheimischen kleinen Firmen helfen könnte. Im Weiteren könnten die restlichen 15 km auf Nordstrand und bis Ockholm mit neu profilierter Deichverstärkung in überschaubaren Abschnitten, je nach Dringlichkeit des Schutzes und der Leistungsfähigkeit der Firmen, der wirtschaftlichen Konjunktur und steuerlichen Finanzkasse, ausgleichend realisiert werden. Obwohl einige von Übereilung reden, könnte man in Anbetracht der Arbeitsmarktlage polemisierte Verzögerung vermuten, ähnlich der schleppenden und unwirklichen Planung der überfälligen Ortsumgehung von Husum, wobei dem Steuerzahler durch steigende Teuerung und verplanter Verwaltung immer tiefer in die löchrigen "Taschen" gegriffen werden muß ?!

So wäre auch der Naturschutz ehrlicher bedient, denn eingedeichter "Naturschutz" ist doch schon sehr wirklichkeitsfremd, oder ist unser Naturbewußtsein schon soweit abgestumpft ? Das Nordfriesische Wattenmeer mit seinen Inseln und Halligen ist eine exzellente und besonderes seltene Eigentümlichkeit als Naturraum, der viel höher bewertet werden sollte als z.B. die Berchtesgadener Alpen, da der ganze Alpenraum noch mehr und größere Möglichkeiten bietet, als der schmale Wattensaum der Deutschen Bucht in der Nordsee !

Warft Hallig Süderoog   Hier gilt es diese Besonderheit wirkungvoll zu schützen: Durch Reinhaltung des Wassers und seiner lebendigen Ökologie von gefährlicher Industrie und Wirtschaft, durch Sandvorspülungen zum erhaltenden Schutz der Inselgeestküsten und nicht zuletzt (auch in der Realität) durch Sicherungsdämme nach Pellworm, Föhr oder gar Hooge, damit die empfindlichen Wattsockel erhalten und gefestigt bleiben und die großen, reißenden Wattenströme gebremst werden, denn wer weiß, wie sich später noch das "Rummelloch" entwickelt ?!

Der gewünschte Fremdenverkehr wird sich dieser natürlichen Entwicklung auch anpassen, wegen der einmaligen Attraktion (müssen, wegen Touristenüberflutung der empfindlichen Halligen), was sicher auch später dankbar in Erinnerung bleibt. Landgewinnung und Landwirtschaft lasse ich hier bewußt außenvor, obwohl mir ihre Höhen und Tiefen bekannt sind, aber man hält Kindern gewöhnlich auch nicht zwei Tüten vor die Nase, z.B. eine mit Süßigkeiten und eine mit Obst, um nach ihrer Wahl das "gesunde" Bewußtsein zu bewerten !?

Mit herzlichem Gruß Peter Kahllund, 2250 Husum 1978

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