Der Noldegarten

Mitten in der Weite der Landschaft Nordfrieslands liegt nahe der dänischen Grenze im Gotteskoog bei Neukirchen (ca. 15 km nördlich von Niebüll) der Noldegarten "Seebüll". Den Namen Seebüll haben Ada und Emil Nolde ihrem Alterssitz gegeben. Er umfaßt das Haus auf der Warft, den benachbarten "Seebüllhof" mit zugehörigen Ländereien und den Garten. Südlich des Museums liegt der kleine, bunte Blumengarten. Von der Warft herabschauend kann man die Buchstaben A und E erkennen (sie stehen für Ada und Emil), welche die Beete und Wege gliedern. Die Anlage ähnelt der eines Bauerngartens, dafür spricht auch die klare Beetaufteilung, die aber durch die Bepflanzung mit den vielen klassischen Bauerngartenpflanzen nicht leicht erkennbar wird. Zwischen den niedrigen und hohen Stauden werden jedes Frühjahr Sommerblumen in die mit Mist und Kompost verbesserten Beete gesetzt. Der Noldegarten ist ein Sommergarten mit Blütezeit von April bis Oktober, was dem Lebensrhythmus Noldes im Wechsel der Jahreszeiten entsprach. Den Sommer verbrachte er im Garten mit Arbeit, im Winter war er häufig in Berlin. Der Garten und seine Bepflanzung haben sich seit der Zeit Noldes verändert. So sind die Bäume trotz Wind stark gewachsen, einige sind neu hinzugekommen. Wuchernde Stauden haben sich ausgebreitet, Lücken wurden mit Sommerblumen gefüllt. Es ist schon ein Erlebnis, einen derart farbenfrohen Garten in der doch recht kargen Landschaft am nördlichsten Rande Deutschlands zu finden. Bedeutend ist natürlich, daß der Garten nicht nur schön ist, sondern daß Nolde ihn selber geplant hat und er ihm als Motiv für zahlreiche Bilder gedient hat.

Noldemuseum mit Garten im Frühsommer 1972

In den Jahren 1927 bis 1937 wurde das Wohn- und Atelierhaus des expressionistischen Malers Emil Nolde nach eigenen Entwürfen aus blauviolettem Klinker auf einer Warft errichtet. Die Seitendächer des Gebäudes sind mit Kupfer gedeckt. Während sich das Atelier mit darüberliegendem Bildersaal im Norden des Gebäudes befindet, ist der Wohntrakt über einem achteckigen Grundriß nach Süden ausgerichtet. Aus den Fenstern blickt man über den alten Feting in den Blumengarten. Nolde berichtet über die Situation der Anlage vor Baubeginn in seiner Autobiographie:

"Den schönen, kleinen "Utenwarfer-Garten" hatten wir verlassen müssen. Und hier ? Es war die Warft mit ihrem Haus, davor der ovalrunde Feting . . . . und sonst nur waren nackte, grüne Felder um das Haus herum. Ein Stück solches Grasland sollte unser Garten werden, ein hartes Beginnen, aber es mußte gelingen. - - Und wie sollte dieser Garten sein ? Wir machten Risse, die nichts wurden. Dann aber zeichnete ich zwei Buchstaben hin, A und E, mit einem kleinen Wasserbecken wie ein Schmuck dazwischen, die Buchstaben verbindend. Gar niemand sah in diesen Fußwegen mit ihren Rabatten daneben, was es eigentlich sei. Wir sagten es niemand. Auch als unser Gartenfreund aus Mögeltondern forschend fragte, nach welchem Prinzip der Garten angelegt sei, sagten wir nichts."

In den Jahren 1926/27 entstand die Anlage des Gartens. Bereits 1927 konnte Nolde einem Freund berichten, wie herrlich der Garten blühe. Reetwände, Hecken und mittlerweile hochgewachsene Bäume schützen die Anpflanzungen vor den häufigen Stürmen. Das kleine Gartenhaus, von Nolde "Klein-Seebüllchen" genannt, wurde 1935/36 am Ostrand des Gartens erbaut. Die Zargen des rechten Nebenraumes sind bunt gestrichen, Noldes Gärtner strich hier die Farben der Pinsel ab. Der Noldegarten und das Noldemuseum sind auf jeden Fall sehenswert.

Aus den wunderschönen Gärten und Parks in Schleswig-Holstein von Herwyn Ehlers 1995/98

zurück in den September

schaut auch gerne mal bei Meister Emil Nolde in Seebüll, nördlich von Niebüll vorbei

oder unter http://www.nolde-stiftung.de/deuindex.htm