Kooperation in Grün.

Auch Husums Stadtbild ist in den letzten Jahren mit dem individuellen Autofieber durch mehr Blech (obwohl z.T. popig bunt) und mehr Asphalt (künftig ebenfalls schockig?) immer öder geworden, und vermehrt Verkehrslärm alsauch Autoabgase erhöhen die urbane Lebensqualität auch nicht gerade positiv. Neben den großen, brutalöde gestalteten Parkplätzen sind viele kleine, für die Innenstadt so kostbare, früher lebendig, grüne Lücken und Hinterhöfe, in fast tote, steril befestigte, oder auch ungepflegte, wüste Kfz.-Stellflächen verkommen worden. Einige kürzlich umgestaltete Parkplätze wurden jetzt aber bereits mehr anschaulich als rationell geplant !

Bei der jetzigen Neugestaltung der Großstraße und der künftigen von Marktplatz und altem ZOB, sind auch ein paar bildbelebende Baumgruppen geplant. Jedoch sollten keine Bäume den unmittelbaren Blick vom Marktplatz in die Großstraße oder umgekehrt blockieren, mit Ausnahme der traditionellen Lichtertanne zur Weihnachtszeit, die hier als guter Blickfang wirkt. Doch sollte man mit Asphalt und Pflasterung einen möglichst "natürlichen" Lebensraum zur Bewässerung und Belüftung der Bäume berücksichtigen. Die Alleebäume im Osterende geben da ein trauriges Beispiel ! Bei Tieren spricht man von Tierquälerei, aber Bäume leben auch, vielleicht müßte man auch in Husum die "Baumpatenschaft" einführen ? Allerdings werden die Bäume erst nach Jahrzehnten voll das Stadtbild mitprägen, was in der heutigen Hektik fast eine Ewigkeit bedeutet. Baumgrün um 1980

Auch Impressionismus und Jugendstil erreichten Husum, nur etwas später. Bei den Sommeraufenthalten in seiner Heimatstadt Husum malte der Künstler Richard von Hagn mit weißem Vollbart und breitem Krempelhut oft seine geliebte Doppelallee, das Osterende. Der Maler Hans Seifert hat als Junge Stunde um Stunde neben von Hagn ausgeharrt und beobachtet: "Wie aus den auf der Palette gemischten Farben überraschende "Wirklichkeit" auf der Leinwand wurde, wie Licht und Schatten entstanden, wie er die Ziegelsteine, Bretter und Dachpfannen der Häuser, die Pflastersteine der Straße herausarbeitete, das Licht in den Fenstern, die Rinden der Bäume und und und." Vor allem das durch das Grün der Bäume gefilterte Licht dieser Straße hatte es ihm angetan. Überhaupt Bäume: von Hagn konnte sich erregen, daß die 1907 neu angelegte Brinkmannstraße keine Baumbepflanzung erhalten sollte und als die vierfache Ulmenallee des Osterendes, die ein so wesentlicher Bestandteil seiner Bilder geworden war, nach langer Auseinandersetzung tatsächlich gefällt wurde, ging dies von Hagn so nahe, daß er Husum bis zu seinem Tode 1933 in Dresden nicht mehr besuchte.

Husum, Osterende um 1900

Mit der Verlegung des neuen ZOB zwischen Mühlenau und Nissenhaus geht aber wieder einiges an Grün verloren, zumal sicher früher oder später ergänzende urbane Einrichtungen folgen. Man sollte aber nach Möglichkeit versuchen das nördliche Auufer, hier wie auch am Parkplatz beim Finanzamt, durch Begrünung natürlich zu erhalten, damit der kleine Wasserlauf als schmückendes Element die Stadt bereichert und nicht schrittweise zum Abwasserkanal degradiert wird.

Sollte die nun über Jahrzehnte schleichende Planung der ortsentlastenden Umgehungsstraße auch noch mal Wirklichkeit werden, vielleicht sogar als Integration von Schnellstraße und anbindungsbedürftigen, unempfindlichen Industriebetrieben, wie sie am Ortsrand zu Mildstedt liegen ? Als Trostpflaster der unvermeidbar belästigten Wohnanrainer, sowie als werbender Blickfang des vorbeirauschenden Verkehrs, wäre hier mit dem problemlosen Aufstau und der Gestaltung einer für Husum so lange ersehnten künstlichen Wasserfläche zwischen Mühlendamm und begrünter Umgehungsstraße gut machbar, die im Sommer wie im Winter für alt und jung eine günstige, wirkungsvolle Bereicherung des Lebens unserer Region wäre.

Mit herzlichem Gruß Peter Kahllund , 2250 Husum 1978

zurück in den September

PS. Wenn Sie noch eine passende Veranstaltung suchen oder einpaar schöne Bilder schauen möchten,

so schauen Sie mal rein bei www.friesenanzeiger.de